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Berlin, 05.-,07.11.2010 Peter Müller-Wechsler: 170 km rund um (West-)Berlin
21 Jahre sind seit dem Fall der Berliner Mauer vergangen, einen Tag vorher ging die Premiere des Berliner Mauerweglaufes am
Axel-Springer-Hochhaus in Kreuzberg zu Ende. 176 km misst der Mauerweg, möglichst immer entlang der ehemaligen
Schnittstelle der Systeme, doch manchmal zwingen die natürlichen Gegebenheiten wie Gewässer oder Autobahnen auch dazu,
kleine Umwege zu laufen. Das Starterfeld war limitiert, Schirmherr M.Cramer schickte 36 Läzufer und Läuferinnen auf die
dreitätige Reise. Unter den Teilnehmern war auch der Ansbacher Peter Müller-Wechsler, der aber die Distanz nicht allein
absolvierte. Einmal mehr führte der 51-Jährige, der normalerweise für den TSV Ansbach startet, den sechs Jahre jüngeren
Nürnberger blinden Anton Luber über die Strecke. Bei Wind und Regen führte die erste Tagesetappe über 62 km vorbei an der
berühmten Oberbaumbrücke am südlichen Berliner Stadtrand entlang bis nach Wannsee. Beide sind leidenschaftliche Lauf- und
Radsportler und im Tandemclub Franken aktiv, der es sich zum Ziel gesetzt hat, blinden Sportlern die Möglichkeit für lange
Radtouren zu geben. Wie Müller-Wechsler erklärte, sei man als erfolgreiches Sportduo richtig miteinander verschweisst. Luber
muss sich beim Laufen voll auf seinen sehenden Partner verlassen können. Am zweiten Tag kann die Sonne zum Vorschein und
es vorbei an der Glienecker Brücke und der Sacrower Heilandskirche über 67 km nach Hennigsdorf. Beide Läufer sind durch ein
Bändchen miteinander verbunden. Auf geraden Abschnitten darf Luber an der „langen Leine“ laufen, bei Richtungswechseln oder
Hindernissen muss Müller-Wechsler ihn an die Hand nehmen. Das Ziffernblatt steht bei allen Informationen im Mittelpunkt: „Achtung
, Rechtskurve auf zwei Uhr, Bordsteinkante!“, es steht also eine Richtungsänderung um etwa 60 Grad bevor. „Quasseln, quasseln,
quasseln“, so beschreibt Müller-Wechsler die Technik. Vor wenigen Wochen, beim Schwäbische-Alb-Marathon waren diese
Informationen noch wichtiger, denn auf der dort 50 km langen mit 1500 Höhenmetern gespickten Strecke wimmelte es nur von
Wurzeln, Steinen, Felsabsätzen und anderen Hindernissen, die auch für sehende Mitläufer schon äußerste Konzentration erfordern
. „Luber vollbrachte Außergewöhnliches“, titelte die Rems-Zeitung in einer Nachbetrachtung zu diesem Lauf. In der Hauptstadt
standen am dritten Tag für beide noch einmal 47 km auf dem Programm. Mit seinen Sinnen nimmt Luber vieles in anderer Form
als ein Sehender war bekommt die Sehenswürdigkeiten natürlich auch von Müller-Wechsler beschrieben. Und davon gibt es viele
auf den letzten Kilometern. Die Bornholmer Brücke, wo der „Eiserne Vorhang“ am 9. November 1989 zuerst fiel, später dann der
Reichstag. Als der Checkpoint Charlie, wo sich die Panzer der Weltmächte gegenüber standen. Passiert wurde, fehlten nur noch
wenige Meter bis zum Ziel am Axel-Springer-Hochhaus. Nach 19:43:24 Std. effektiver Laufzeit haben beide eine weitere sportliche Herausforderung erfolgreich bestanden.
Luber hat ein Ziel: einmal einen 100km-Lauf zu absolvieren, entweder beim Thüringen-Ultra oder bei der legendären "Nacht von
Biel". Beides sind anspruchsvolle Landschaftsläufe und Müller-Wechsler weiss, was dann gefragt sein wird: „Quasseln, quasseln, quasseln“.
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